Morgen, am 11. Juli, dem internationalen Weltbevölkerungstag, wird die Weltbevölkerung mit 7.057.608.000 Menschen einen neuen Höchststand erreichen. Jeden Tag kommen 227.000 Erdenbürger hinzu - das sind etwa 80 Millionen Menschen im Jahr.
"Wir sind derzeit sieben Milliarden Menschen auf diesem Planeten. Die Zunahme um eine weitere Milliarde ist so gut wie sicher. Bis 2050 wird die Weltbevölkerung dann auf zwischen 8 und 11 Milliarden anwachsen, je nachdem wie sich die Geburtenrate weiter entwickelt. Hier kommt es vor allem auf die Entwicklung in Afrika an, wo die Geburtenrate in zahlreichen Ländern noch extrem hoch ist. Aber der Befund ist ganz klar, dass wo immer junge Frauen eine Schulbildung und Zugang zu Familienplanung bekommen, die Frauen sich weniger Kinder wünschen und auch weniger bekommen. Mehr Bildung und bessere Gesundheit sind nicht nur gut und wichtig für die Frauen selbst und ihre Familien, sondern auch für die Entwicklung der Gesellschaften in denen sie leben. Sie sind entscheidend für die Armutsbekämpfung, für den Aufbau demokratischer Strukturen und die Durchsetzung von Menschenrechten", so der Demograf Prof. Dr. Wolfgang Lutz.
Besonders schnell wächst die Bevölkerung in Afrika südlich der Sahara, der ärmsten Region der Welt. Bis zum Ende des Jahrhunderts wird sich die Bevölkerung hier von heute rund 900 Millionen auf voraussichtlich 3,4 Milliarden Menschen fast vervierfachen.
"1994 vollzog sich bei der ICPD in Kairo ein Paradigmenwechsel in der internationalen Bevölkerungspolitik: Weg von top down Programmen mit Zwangscharakter, hin zu einem menschenrechtsbasierten Ansatz. Dieser stellt sicher, dass Frauen ihr Recht auf Selbstbestimmung frei ausleben und selber entscheiden können, wann und wie viele Schwangerschaften sie haben möchten. Dafür brauchen Mädchen und Frauen niederschwelligen Zugang zu effektiven Verhütungsmitteln, ihre sexuellen und reproduktiven Rechte müssen gestärkt werden und sie müssen besseren Zugang zu Bildung haben. Kurz: Der soziale und ökonomische Status von Frauen und Mädchen muss deutlich aufgewertet werden - und das weltweit. Haben Frauen einen höheren Bildungsgrad, entscheiden sie sich automatisch für den besseren Weg: Sie bekommen weniger Kinder und diese später. Das schützt die werdenden Mütter vor riskanten Teenagerschwangerschaften und ermöglicht ihnen, mehr in die Ernährung und Ausbildung der Kinder zu investieren. So kann es gelingen, die Armutsspirale zu durchbrechen. Auf Basis der Menschenrechte kann so einem zu schnellen Bevölkerungswachstum begegnet werden. Die Ressourcen unseres Planeten sind endlich und die Welt ringt um nachhaltige Verbrauchsmuster, Armutsbekämpfung und Bildung für alle Menschen", erklärt Petra Bayr, Bereichssprecherin der SPÖ für globale Entwicklung zum Thema.
Am 11. Juli findet der internationale Familienplanungsgipfel in London statt. Ziel ist es, bis zum Jahr 2020 zusätzlich 120 Millionen Frauen in den ärmsten Ländern der Welt Zugang zu Aufklärung und Verhütung zu ermöglichen. Regierungsvertreter von Entwicklungs- und Industrieländern, GeberInnen, die Zivilgesellschaft und die Privatwirtschaft suchen nach Lösungen, wie das Ziel erreicht werden kann. Veranstaltet wird der Gipfel von der britischen Regierung und der Bill & Melinda Gates Stiftung.
"Wie es derzeit ausschaut, muss sich die Menschheit auf ein gewisses Ausmaß an bereits unvermeidlich gewordenem Klimawandel einstellen. Dabei gilt es, die menschlichen Opfer und auch die wirtschaftlichen Schäden möglichst gering zu halten. Die am schnellsten wachsenden und gleichzeitig am wenigsten gebildeten und ärmsten Bevölkerungen sind dabei leider besonders verwundbar. Auch hier ist Hilfe zur Selbsthilfe durch einen radikalen Fokus auf Gesundheit und Bildung sicher die beste Investition, die nicht nur das Bevölkerungswachstum verringert, sondern die Menschen auch befähigt, erfolgreiche Anpassungsstrategien zu entwickeln", prognostiziert Wolfgang Lutz, Gründungsdirektor des Wittgenstein Center for Demography and Global Human Capital (IIASA, ÖAW-VID, WU-Wien).
Rückfragehinweis:
SWI Österreichische Stiftung für Weltbevölkerung und Internationale Kooperation
(Austrian Foundation for World Population and International Co-operation)
Kirchengasse 43/13, A-1070 -Wien
Tel.: 0043 (0)1 533 4551
Fax: 0043 (0)1 533 4552
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