APA250 5 AI 0590 CI 11.Feb 11
Wien (APA) - Weltweit werden nach Angaben der Vereinten Nationen rund 250.000 Kinder in mehr als 20 Ländern von Armeen und Rebellenverbänden als Soldaten missbraucht. Seit 2002 findet deshalb jährlich am 12. Februar der Internationale Tag gegen den Einsatz von Kindersoldaten ("Red Hand Day") statt, der durch öffentliche Proteste, Demonstrationen und andere Aktivitäten auf die Situation von Kindersoldaten aufmerksam machen soll. Das internationale Protestsymbol, eine Rote Hand, signalisiert das "Nein" zur Rekrutierung und zum Einsatz von Kindersoldaten.
Wie die "Aktion Rote Hand" auf ihrer deutschen Website schreibt, wurden bis Dezember 2010 in mehr als 40 Ländern 350.000 Abdrücke von roten Händen gesammelt, um gegen Kindersoldaten zu protestieren. Sie sollen Politikern übergeben werden sollen - 2009 nahm beispielsweise UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon die Protestsymbole entgegen.
Vor neun Jahren, am 12. Februar 2002, trat ein Zusatzprotokoll zur UNO-Kinderrechtskonvention in Kraft, das den Missbrauch von unter 18-jährigen Kindern als Soldaten offiziell verbietet. Erste große Erfolge konnten gefeiert werden, als 2008 erstmals Prozesse wegen des Rekrutierens von Kindern vor dem Internationale Gerichtshof (IStGH/ICC) in Den Haag geführt wurden. Der Prozess gegen den ersten Angeklagte, den kongolesischen Ex-Rebellenführer Thomas Lubanga, läuft seit Anfang 2009. Er soll Hunderte Kinder zum Morden gedrillt haben. Angeklagt sind außerdem zwei weitere Kommandanten kongolesischer Rebellengruppen und der ehemalige Präsident von Liberia, Charles Taylor. Taylors Prozess wurde am Mittwoch wegen Boykotts des Angeklagten und seines Verteidigers auf den heutigen Freitag vertagt.
Eine weltweite Gültigkeit des Zusatzprotokolls der UNO-Konvention wäre für Außenminister Michael Spindelegger (V) ein "bedeutendes Zeichen gegen die Ausnutzung von Kindern als Soldaten". In einer Aussendung vom Freitag betonte er das langjährige österreichische Engagement für eine Stärkung der Kinderrechte. Der Kampf gegen Verbrechen an Kindern in bewaffneten Konflikten sei demnach auch Schwerpunkt der österreichischen Mitgliedschaft im UNO-Sicherheitsrat (2009/2010) gewesen.
Der Missbrauch von Kindern als Soldaten sei eine der "schwersten Verletzungen der Kinderrechte", so SPÖ-Bereichssprecherin für Globale Entwicklung, Petra Bayr, in einer Aussendung. Erst 139 Staaten hätten die UNO-Kinderrechtskonvention unterschrieben, so Bayr, die deshalb forderte, die Problematik verstärkt "in der Öffentlichkeit und auf allen politischen Ebenen zu thematisieren".
Die Päpstlichen Missionswerke in Österreich (Missio) riefen anlässlich des Internationalen Gedenktages zur Mithilfe im Einsatz gegen die "besonders schwerwiegende Form des Kindesmissbrauches" auf. Als "Zeichen der Hoffnung" bietet die Organisation von ehemaligen Kindersoldaten aus Patronenhülsen gefertigte Kreuze ("Patronen-Kreuze") an, die gegen eine Spende auf der Website bestellt werden können.
Wie schlimm sich die Situation der Kinder an den Brennpunkten der Erde darstellt, möchte die UNO in einer Sonderfotoausstellung im Heeresgeschichtlichen Museum (HGM) in Wien vermitteln. Bis zum 27. März ist die Ausstellung "Children of War: Broken Childhood" noch zu sehen.
Auch die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) machte in einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht auf die andauernde Rekrutierung von Kindersoldaten im Tschad aufmerksam und forderte die Regierung des zentralafrikanischen Landes zum Stopp der Rekrutierung von unter 18-Jährigen sowie der Entlassung aller Kinder auf.
Zumeist ist extreme Armut der Auslöser für Kinder in Entwicklungsländern, ihre Familie zu verlassen und sich den Truppen anzuschließen. Besonders in Afrika (unter anderem Kongo, Ruanda, Somalia, Tschad), aber auch in asiatischen Ländern (Burma), Teilen Lateinamerikas (Honduras), Europas und des Mittleren Ostens werden Kinder als Soldaten in den Kriegen der Erwachsenen eingesetzt. Laut Ban Ki-moon werden im Kongo und in Uganda Kindersoldaten auch sexuell missbraucht und vergewaltigt. In ihrem letzten Jahresbericht spricht die Arbeitsgruppe zu Kindern und bewaffneten Konflikten des UNO-Sicherheitsrates von 58 Gruppen in 13 Ländern, in denen Kinder zwangsrekrutiert werden.
(S E R V I C E: http://www.redhandday.org; http://ww.aktion-rote-hand.de; http://www.missio.at/mission-hilft/aktionen-setzen/patronen-kreuz.htm l) (Schluss) tsc/ade
APA250 2011-02-11/12:20